100 jahre bauhaus zeitgeschichten

Gegründet zwecks Planung und Organisation der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen, hat sich die Selb 2023 gGmbH die Aufgabe gestellt, Trennendes zu überwinden und bestehende Beziehungen maßgeblich zu vertiefen. Das Gründungsjahr des Bauhauses, 1919, hat nicht nur ein bis heute genutztes pädagogisches Konzept an Kunstschulen hervor gebracht, sondern war auch ein Jahr tiefgreifender Veränderungen in vieler Hinsicht. Die Weimarer Republik wurde als erster demokratisch verfasster Staat gegründet und erlebte Jahre des politischen Chaos, die Tschechen erhielten zum ersten Mal ihre staatliche Eigenständigkeit durch die Gründung der Tschechoslowakei. Für die Städte Selb und Aš bedeutete dies eine neue Staatsgrenze und damit erneute Trennung.
Mit ihren „zeitgeschichten“ will die Selb 2023 gGmbH kulturelle, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge aufzeigen und damit ein „Bauhaus-Gesicht“ der chaotischen Epoche zeichnen, aus der viel Neues hervorging, auch in unserer Grenzregion. Neue Begegnungen schaffen, Grenzen im Kopf abschaffen, unbekanntes kulturelles Schaffen der Region aufzeigen, das Gefühl der Bauhaus-Epoche herbeiführen – das sollen die Veranstaltungen bewirken.

Auftakt der Zeitgeschichten bildet am 27.04. im Rahmen der Grenzland-Filmtage Selb der Film „Mahler auf der Couch“ von Percy Adlon.

Der Film geht ein auf den Lebensabschnitt Mahlers von 1910 bis 1911. Der psychisch und körperlich schwer angeschlagene Gustav Mahler konsultiert Sigmund Freud. Wegen der Affäre seiner Ehefrau Alma mit Walter Gropius fürchtet er sowohl um seine Ehe (wie)als auch um seine Schaffenskraft und Kreativität. 1915, vier Jahre nach Mahlers Tod, heiratet Alma Mahler ihren Geliebten Walter Gropius in Wien.

„Mein lieber Freund, haben sie eine Ahnung, wie wichtig am Bauhaus das Festen war, oft viel wichtiger als der Unterricht selbst. Der Kontakt zwischen Meister, Geselle und Lehrling wurde dadurch viel enger gestaltet.“ (Zitat von Felix Klee, o.O.o.J.)

Dem Gründer des Bauhauses, Walter Gropius, war die Verbesserung sozialer Interaktion zur Förderung des Gemeinschaftsgeistes enorm wichtig. Er sah gemeinsames Feiern als klares pädagogisches Ziel an. In Zeiten der Unruhe wurde die neue Kunstschule misstrauisch von den Einheimischen beobachtet. Gemeinsame Feste sollten Spannungen abbauen und so mit dem Denken der Schule vertraut machen. Einladungskarten zu den Festen wurden von bedeutenden Künstlern wie Paul Klee und Lionel Feininger gestaltet und durften in keinem Kunstlexikon fehlen. Die von Walter Gropius veranlassten, zahlreichen Bauhausfeste wurden rasch mindestens so legendär wie seine bahnbrechende Architektur.

21.09.2019 Drachenfest von Selb 2023

Selb 2023 feiert im Sinne von Gropius und organisiert im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 ein grenzüberschreitendes Drachenfest. Drachen als Kunstform bieten neben der fantasievollen Form und den Farben noch eine Dimension mehr: den Wind, der sie in Bewegung versetzt. Pünktlich zum Herbstanfang soll der Himmel über Selb und Aš mit jeglicher Art Drachen übersät sein und so ein „Bild“ über die Grenze zeichnen. Im Vorfeld werden von den Schulen hüben und drüben Drachen in Bauhaus-Manier nach Anleitung von Experten gefertigt, prämiert von Selb 2023. Diese Kunstwerke, waghalsige Flugmanöver mit Lenkdrachen und die unzähligen weiteren Drachen, lassen die ehemals trennende Grenze lebendig und bunt erscheinen. Weitere Attraktionen – etwa ein Fesselballon, Essen aus der Bauhaus-Zeit, Vorführungen und Tipps von Profs – lassen dieses Fest zu einem Höhepunkt im Selber und Ascher Veranstaltungskalender werden.

„[…] nach den Ferien, wurde das Drachenfest gefeiert. Auch hier wieder große Vorarbeit mit den kühnsten Gebilden. Wir stiegen auf eine der benachbarten Anhöhen, wo wir die abstrakten Konstruktionen sehr zum Erstaunen der Ureinwohner in den herbstlichen Wind segeln ließen.“ (Zitat von Felix Klee, o.O.o.J.)

29.10.2019: „Die Rote Köchin“ – ein Abend mit Zeitgeschichten und Häppchen

Gelesen und gekocht wird aus dem Buch „Die Rote Köchin“, erschienen im Ventil Verlag, der Autor ist anonym. Hannah, die Rote Köchin, Studentin und Mitglied einer spartakistischen Zelle am Bauhaus Weimar, betrieb in den 1920er-Jahren unweit des Bauhauses ein Restaurant – mit ihren Gerichten wollte sie Bauhäusler und Werktätige für die Revolution gewinnen.

25.10. „Liebe mich!“ Alma Mahler-Gropius, ihre Lieder und ihr Briefwechsel mit W. Gropius

Mein Lebensglück, zum erstenmale saß ich wieder über meine Denkmalsarbeit versunken – da kam dein Brief! Walter Gropius an Alma Mahler, Neubabelsberg 21.9.1910
Liebe mich! Alma Mahler an Walter Gropius, New York 25.3.1911

28.09. bis 27.10. 2019 100 jahre bauhaus – zwei zeitgeschichten Ausstellung im Foyer des Rosenthal-Theaters

Walter Gropius und Josef Hermann Hendel, zwei Künstler der Jahrhundertwende: Der eine avanciert zum gefeierten Wegbereiter der modernen Architektur. Der andere wird vom gelobten Künstler zum introvertierten Einzelkämpfer und verliert mehr und mehr die breite Resonanz der kunstpolitischen Öffentlichkeit.

Josef Hermann Hendel aus Asch stellte 1924 seine Holzschnitte neben László Moholy-Nagy aus. Moholy-Nagy war von Walter Gropius als Meister berufen am Bauhaus in Weimar. Hendel hatte gerade ein Kunststudium abgeschlossen und ein erstes Buch mit seinen Werken veröffentlicht. Die Biografen beginnen mit vielen Parallelen:

Beide Künstler waren in betuchte Familien hineingeboren, durchlebten die Schrecken des 1. Weltkriegs an der Front und waren architekturbegeistert. Was nur wenige wissen: Gropius, der ungern zeichnete, konnte sein Architekturstudium ohne Abschluss aufgeben, da er, von der Familie unterstützt und getragen, schnell an gute Aufträge und Lehrmeister gelangte. Hendel, ein begnadeter Zeichner, sollte den Familienbetrieb, eine große Weberei in Roßbach, übernehmen. Aus diesem Grund machte er seinen Abschluss an der Königlichen Webschule in Münchberg und stieg voller Elan in den elterlichen Betrieb ein. Beide leisteten den Kriegsdienst an der Front im 1. Weltkrieg. Ab hier drifteten die Biografen auseinander. Gropius gründete 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar. 1934 emigrierte er als gefeierter Architekt über England in die USA und setzte dort seine erfolgreiche Arbeit fort. Auch Hendel, auf Grund des Kunststudiums inzwischen vom verständnislosen Vater enterbt, versuchte zu emigrieren, jedoch erfolglos. Auch im 2. Weltkrieg musste Hendel an die Front. Nach der Vertreibung aus der Tschechoslowakei lebte und arbeitete er in NRW als freischaffender Künstler. Sein Werk wurde von der Gemeinde Neuenkirchen/Steinfurt erworben und wird zum ersten Mal in seiner Heimat gezeigt.

Walter Gropius wirkte 1967/68 zusammen mit den 1946 gegründeten Büros „The Architects Collaborative“ (TAC) und Kurt Leibbrand als Städteplaner für Selb. Sein Konzept für eine „humane“ Kleinstadt und das von Schülern des Walter-Gropius-Gymnasiums restaurierte Stadtentwicklungsmodell werden gezeigt. Josef Hendels Werk ist mit Federzeichnungen amalgamierter Landschaften und Gestalten, aber auch mit typischen Grafiken von Architekturformen vertreten. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Zeitgleich finden Ausstellungen mit Werken von Josef Hendel im Egerland-Museum Marktredwitz und in Asch statt.
28.09. bis 28.10. Josef Hendel– Wiederentdeckung eines Egerländer Künstlers

Kontaktdaten zu den bayerisch-tschechische Freundschaftswochen:
Selb 2023 gGmbH
Einsteinstr. 2
95100 Selb

Tel: 09287/96980 31 | Fax: 09287/96980 48
www.selb23.de | info@selb23.de

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